3.3       Banken

Eine Reform, die Giralgeld in Vollgeld umwandelt und die gesamte Geldschöpfung in die Hand einer allein dazu autorisierten Monetative legt, stellt für die Banken eine bedeutende Veränderung dar. Gleichwohl ändert sich auch für die Banken weniger als es scheinen könnte.

Zunächst bedeutet eine Vollgeldreform, dass alles Geld gesetzliches Zahlungsmittel ist, chartales Geld, staatliches Geld. Dies bedeutet jedoch in keiner Weise eine Verstaatlichung der Banken. In einem Vollgeldregime können die Banken freie Unternehmen bleiben. Jedoch können Banken in einer Vollgeldordnung nicht mehr ihr eigenes Geld in Form von Giralgeld schöpfen. Somit haben sie keinen direkten Einfluss mehr auf die verfügbare Geldmenge. Die Bankenbranche verliert die unverdienten geldwerten Privilegien aus der Giralgeldschöpfung (vermiedene Finanzierungskosten bei Kreditvergaben, Wertpapierkäufen und Sachwertanschaffungen). Ansonsten bleibt die Rentabilität des Bankengeschäfts ceteris paribus unverändert.

Kleineren Banken mag dies nur recht sein, da es vor allem die Großbanken sind, welche die Vorteile des Giralgeldregimes realisieren. Das Potenzial der Großbanken zur Nutzung des Giralgeldes (mit großen Umsätzen in vielen Filialen an vielen Orten) ist erheblich größer als bei den kleineren Banken, die im Vergleich viel höhere Zentralbank­reserven benötigen. Darin liegt ein bedeutender Wettbewerbsnachteil der kleineren Banken gegenüber den Großbanken. Durch eine Vollgeldreform würde diese unfaire Wettbewerbsverzerrung aufgehoben.

In einem Vollgeldsystem müssen alle Banken alles, was sie finanzieren, vollständig durchfinanziert haben. Das heißt, das Geld für ihre Geschäfte müssen die Banken durch eigene Erlöse aufbringen und vor allem durch Geldaufnahmen vollständig beschaffen – am Geldmarkt, bei ihren Kunden, oder sonst im Publikum, ggf in letzter Instanz bei der Zentralbank.

Da die Banken nur noch ausgeben können, was sie in gleicher Höhe als Erlös eingenommen oder sich geborgt haben, werden sie ihre Liquidität noch genauer als bisher schon planen. Dabei können sich die Banken auch in einer Vollgeldzukunft auf liquide Geldmärkte stützen. Es gibt keinerlei Grund zu unterstellen, wegen Übergang zu Vollgeld könne eine Geld- und Kapitalverknappung eintreten, ebenso wenig eine Anhebung des Zinsniveaus oder eine Kostensteigerung.

Eine vollständige Finanzierung der Bankaktivitäten bedeutet nicht von vornherein, dass die Finanzierungskosten der Banken und in der Folge ihre Kredite und Dienstleistungen für Kunden teurer werden müssten. Die Banken zahlen heute bereits Habenzinsen auf alle Einlagen, inzwischen im Prinzip auch auf Girokonten. Es gibt keinen Grund anzunehmen, die Habenzinsen auf Fristeinlagen wären in einem Vollgeldsystem höher. Der Unterschied wäre jedoch, dass in einem Vollgeldsystem damit aktiv Mittel verfügbar gemacht werden (wie die Leute es sich vorstellen, ohne dass dem heute so wäre). Dagegen stellen Depositen heute stillgelegte Giralgelder dar, und mit den Zinszahlungen auf Depositen wird ihrer Aktivierung vorgebeugt. Andernfalls würden diese Guthaben abfließen, und die betreffende Bank hätte schnell ein Liquiditätsproblem, müsste in großem Umfang Reserven aufnehmen, würde damit ihren Gewinn und ihre Wettbewerbsposition verschlechtern etc. Ansonsten üben die Banken bisher schon alle die Arten von Tätigkeiten aus, die sie auch künftig ausüben können. Es entsteht ihnen kein erkennbarer Mehraufwand, und deshalb auch keine Mehrkosten. Alle solche Befürchtungen entbehren der Grundlage und dienen lediglich als durchschaubarer Vorwand für Störmanöver.

Die Aufgabe der Banken besteht nicht darin, die Wirtschaft mit der benötigten Menge an Geld zu versorgen oder ihr Geld zu entziehen. Dies ist alleinige Aufgabe der Zentralbank als Monetative. Vielmehr ist es die Aufgabe der Banken, real- und finanzwirtschaftliche Aktivitäten zu finanzieren – sei es durch Darlehen, oder durch Plazierung von Wertpapieremissionen, oder durch Geldanlagen im Auftrag von Kunden. Die Banken sollen diese ihre finanzwirtschaftlichen Funktionen als Intermediäre zwischen Geldanbietern und Geldnachfragern ausüben, aber nicht selber maßgeblich die Geld­menge bestimmen können, auf deren Basis sie tätig sind – wie dies heute, und mit katastrophalen Folgen, der Fall ist.