Ist Vollgeld ein neuer Goldstandard? Womit ist dieses Geld gedeckt?

Die Frage nach dem Goldstandard ist historisch gesehen überholt. Metallgeld gehört zu traditionalen, vormodernen Gesellschaften. Die Metallgeldzeit ist heute ein für alle Mal vorbei. Silber und Bronzemünzen, auch Gold, waren eine Art von Warengeld in traditionalen Gesellschaften, ähnlich wie in archaischen Zeiten auch Korn, Silber oder Vieh. In der modernen Gesellschaft ist Geld inzwischen nur noch informationaler Natur, reines Zeichengeld. Es wird von den dazu autorisierten Zentral- und Geschäftsbanken buchstäblich aus dem Nichts in die Bücher geschrieben. Eben deshalb ist es im Hinblick auf die Geldmenge von so großer rechtlicher und ökonomischer Bedeutung, dass es jemanden gibt, unter dessen lückenloser Kontrolle und zuschreibbarer Verantwortlichkeit die Geldschöpfung stattfindet.

Geld kann grundsätzlich nicht durch anderes Geld gedeckt werden. Die reale Deckung des Geldes, anders gesagt, die Kaufkraft des Geldes, entsteht aus der Produktivität der Wirtschaft. Sie besteht im Gegenwert des laufend erstellten Wirtschaftsproduktes (BIP national und international). Geld re-präsentiert nur in dem Maße Wert wie dem die (inter-)nationale Wirtschaft laufend einen Gegenwert in Form von Gütern und Diensten gegenüber stellt.

Wenn eine Bank bei der Kreditvergabe Sicherheiten verlangt, stiftet sie damit nicht eine 'Deckung' von Geld, sondern die Bank verlangt zu ihrer eigenen Absicherung ein Geld- oder Sachvermögen als Pfand, falls der Schuldner insolvent wird. 'Gedeckt' wird nicht der Wert des Geldes, sondern die Forderungen von Banken.

Unter den heutigen Bedingungen der Giralgeldschöpfung per Kredit ist es weit verbreitet, die Geldschöpfung und den Geldwert einerseits und Aspekte der Besicherung von Kredit andererseits durcheinander zu bringen.

Vgl. auch Stichwortartikel 3.1 auf dieser Homepage zu Geld.